Über den Wolken: Verbindungen, die verbinden

Über den Wolken: Verbindungen, die verbinden

schrieb am 17.07.2025

Manchmal reichen einfache Gesten aus, um den Lauf eines Lebens zu ändern. Ein krankes Kind an die Hand nehmen, es in ein Flugzeug setzen, es liebevoll beruhigen, während es sein Heimatland, seine Sprache und seine gewohnte Umgebung verlässt. Das tun sie seit über 40 Jahren, die Freiwilligen von Aviation Sans Frontières, die mit Wohlwollen und Grosszügigkeit Kinder auf ihrer Reise im Flugzeug begleiten. Wenn die Räder auf dem Rollfeld aufsetzen, sind es andere Arme, die die Kinder empfangen und mit derselben Aufmerksamkeit betreuen. Die Arme von La Maison von Terre des hommes Valais. In dieser sicheren Oase lernen diese kleinen Herzen auf der Durchreise nach und nach wieder zu leben, zu lachen und zu genesen.

Zu den Gesichtern dieser solidarischen Kette gehören Catherine und Claude Fleurimont-Bacara, Philippe Schneiter und Amandine Llau. Jede und jeder von ihnen verkörpert auf eigene Weise die stille Kraft des Engagements.

Von Valérie Pellissier

„Für uns ist es, als wären es unsere eigenen Kinder.“

Catherine, Freiwillige bei Aviation Sans Frontières

Auf dem Weg des Lebens: Catherine und Claude, ein Duo im Dienste der Kinder

„Für uns ist es, als wären es unsere eigenen Kinder.“ Dieser Satz von Catherine Fleurimont-Bacara fasst die selbstlose und zutiefst menschliche Haltung zusammen, die die Freiwilligen antreibt. Seit mehr als zweieinhalb Jahren engagiert sich die ehemalige Finanzmanagerin für Aviation Sans Frontières und verwandelt jeden Einsatz in einen echten Akt der Nächstenliebe.

Ihr erster Flug nach Bamako ist ihr in Erinnerung geblieben: „Der Kulturschock und der bewaffnete Empfang beim Verlassen des Flugzeugs haben mich geprägt. Aber was mir am meisten in Erinnerung bleibt, sind die überwältigenden Wiedersehen zwischen den geheilten Kindern und ihren Familien.“

Bei der Ankunft in Genf übernimmt das Team von Terre des hommes Valais die Betreuung. „In der Krankenstation des Flughafens ist alles vorbereitet. Das Personal ist liebenswürdig und schafft Vertrauen. Man spürt, dass die Kinder in guten Händen sind. Und ich gehe mit leichtem Herzen nach Hause“, gesteht sie.

CClaude handelt aus der gleichen Überzeugung. Als ehemaliger Treibstoff-Experte bei Air France stiess er in Afrika auf bittere Armut, aber auch eine überwältigende menschliche Wärme. „Eines Tages sagte ich mir, dass ich etwas zurückgeben muss. Also habe ich mich für diese Einsätze entschieden.“

Beide sprechen mit leuchtenden Augen von ihrer Hingabe. Müdigkeit, Wartezeiten, Unvorhergesehenes… Was soll’s. „Wir fühlen uns nützlich. Wir hatten eine schöne berufliche Laufbahn. Heute geben wir dem Leben auf andere Weise einen Sinn.“

In La Maison treffen Catherine und Claude Edwige wieder, das lebendige Symbol für das Engagement und die Herzlichkeit ihrer Mission.
In La Maison treffen Catherine und Claude Edwige wieder, das lebendige Symbol für das Engagement und die Herzlichkeit ihrer Mission.
Philippe, ein fürsorglicher Reisebegleiter, geniesst einen Moment der Zweisamkeit mit den Kindern, die er in der Luft begleitet hat.
Philippe, ein fürsorglicher Reisebegleiter, geniesst einen Moment der Zweisamkeit mit den Kindern, die er in der Luft begleitet hat.

Philippe, eine Hand am Lenkrad, die andere auf dem Herzen

Mit 60 Jahren hätte Philippe Schneiter nach einer Karriere in der zivilen und humanitären Luftfahrt ein ruhiges Leben im wohlverdienten Ruhestand geniessen können. Doch es war der Ruf der Nächstenliebe der ihn leitete. „Ich habe Zeit, das ist mein Reichtum. Also teile ich sie“, erklärt er mit erfrischender Aufrichtigkeit.

Da er bereits an internationalen Hilfsaktionen auf den Philippinen, in Ägypten oder Indonesien teilgenommen hat, hat er gelernt, die Bedürfnisse dort zu erfassen, wo es darauf ankommt.  Doch was er heute mit den kranken Kindern erlebt, berührt ihn auf eine ganz andere Weise. Seit etwas mehr als einem Jahr arbeitet er als freiwilliger Begleiter für zwei sich ergänzende Organisationen: Terre des hommes Valais für die Landtransporte und Aviation Sans Frontières für die Lufttransporte. Zwei Wege, um derselben Sache zu dienen: schutzbedürftigen Kindern.

Seine Reisen sind geprägt von schönen Erinnerungen. „Wenn eine Mutter ihr Baby in deine Arme legt, spürst du ihre Angst, doch auch ihr Vertrauen und ihre Liebe. Das ist sehr bewegend“, erzählt er. An Anekdoten mangelt es nicht. „Einmal traf ich zwei Kinder wieder, die ich schon einmal begleitet hatte. Sie sind mir in die Arme gesprungen. So etwas kann man nicht planen.“

Und der kleine Mohamed alias Momo, der stolz verkündete: „Ich bin bereit für den Start!“ Ein Satz, der zu einem unvergesslichen Moment wurde.

„Was ich tue, kostet mich nichts und gibt jedem Tag einen Sinn“, sagte er. Eine kraftvolle Botschaft. In einer Welt, die oft dem Überflüssigen nachjagt, klingt diese Bescheidenheit wie ein Aufruf zum Wesentlichen.

„Wenn eine Mutter ihr Baby in deine Arme legt, spürst du ihre Angst, doch auch ihr Vertrauen und ihre Liebe. Das ist sehr bewegend!“

Philippe, Begleiter für La Maison und Aviation Sans Frontières

Amandine, die Dirigentin der Solidarität im Flug

Von Paris aus koordiniert Amandine Llau, unterstützt von einem Dutzend Freiwilliger, die Begleitung der Kinder bei Aviation Sans Frontières und ist manchmal selbst vor Ort. Sie organisiert jährlich etwa 1200 Ausreisen für 500 bis 600 Kinder, die meisten davon aus Afrika.

Sie spricht mit Bewunderung von den Freiwilligen: „Sie werden zu vorübergehenden Tanten und Onkeln, zu leuchtenden Wegweisern auf dem Weg der kleinen Reisenden zur medizinischen Behandlung.“

Zu La Maison von Terre des hommes Valais hat sie eine wertvolle Beziehung: „Die Kinder, die Sie aufnehmen, sind eigenständig, neugierig und fröhlich. Das spiegelt die aussergewöhnliche Umgebung wider, die Sie ihnen dort bieten. Das macht den Unterschied aus.“

Sie erinnert sich an einen besonders langen und anstrengenden Flug mitten in der Covid-Krise mit zwei vierjährigen Mädchen, die sie allein begleitete: „Sie sprachen nicht dieselbe Sprache, aber sie wurden sehr schnell zu Freundinnen. Sie haben mir die Kraft gegeben, weiterzumachen.“

In der Hektik des Flughafens kümmert sich Amandine liebevoll um ein Kind, das vor der Abreise steht, während eine Schnellkontrolle seine Reisefähigkeit bestätigt.
In der Hektik des Flughafens kümmert sich Amandine liebevoll um ein Kind, das vor der Abreise steht, während eine Schnellkontrolle seine Reisefähigkeit bestätigt.

Eine wertvolle Kette, getragen von Grosszügigkeit

Weder Aviation Sans Frontières noch La Maison von Terre des hommes Valais erhalten öffentliche Subventionen, um diese Aufgaben zu erfüllen. „Alles hängt von der Grosszügigkeit derjenigen ab, die an unsere Arbeit glauben“, betont Amandine.

Jede Geste zählt. Ihre Spenden finanzieren diese Reisen, die Behandlungen und die unverzichtbare Logistik. Dank Ihrer Hilfe kann ein Kind operiert werden. Dank Ihrer Hilfe kann eine Familie wieder Hoffnung schöpfen.