Zoom auf die Aufgaben eines Koordinators bei La Maison
schrieb am 29.09.2025Für Ramzi Ghouaibia gibt es keine typische Woche. Keine Routine. Kaum Momente der Ruhe. Hier geht es nicht nur um Logistik. Hier geht es um Geschichten von Leben mit einem empfindlichen Gleichgewicht, um entscheidende Sekunden, um stille Ängste, die es zu beruhigen gilt.
Ramzi ist für die Verbindung zwischen den Universitätskliniken Genf (HUG), den institutionellen Partnern und La Maison zuständig und passt sich den Bedürfnissen der Kinder, die er begleitet, an, wobei er stets aufmerksam ist. Flexibilität, Gelassenheit und Wohlwollen leiten jeden seiner Schritte in einem Engagement, bei dem Gesten und Worte ausreichen, um eine Prüfung in Hoffnung zu verwandeln.
Tauchen Sie ein in die diskrete, aber unverzichtbare Welt eines Koordinators von La Maison.
Von Valérie Pellissier

„Diese Aufgabe hat mich Demut gelehrt. Ich bin stolz darauf, zu einem konkreten humanitären Projekt beizutragen und mich nützlich zu fühlen. Manchmal sage ich mir am Ende des Tages: Es ist unglaublich, was wir gemeinsam leisten.“
Ramzi Ghouaibia, Koordinator in La Maison
Die Schlüsselrolle der Koordination
Jeden Montag in aller Frühe fährt der Bus, der die Kinder zu ihren Arztterminen bringt, in Massongex ab. An Bord befinden sich die kleinen Bewohner von La Maison, die noch etwas verschlafen sind und sich auf den Weg zum HUG machen, begleitet von einigen Mitgliedern des pädagogischen Teams. Eine scheinbar banale Fahrt, aber hinter diesem gut eingespielten Ablauf verbirgt sich eine ausgeklügelte Logistik.
Bei der Ankunft sorgt Ramzi sorgfältig für einen reibungslosen Ablauf des Vormittags. Nichts entgeht seiner Aufmerksamkeit: pünktliche Verteilung der Mahlzeiten, Anpassung an kurzfristige Änderungen, Umgang mit Verspätungen, Kommunikation mit dem Kardiologieteam, dass die kleinen Patienten im Krankenhaus erwartet. „Der Übergang muss so reibungslos wie möglich verlaufen, damit das Kind sicher versorgt wird“, erklärt er. Jedes Detail, das für andere oft unsichtbar ist, ist für ihn ein Anhaltspunkt: ein pünktlich servierter Snack, ein beruhigendes Wort im richtigen Moment, eine aufmerksame Geste, um Ängste zu lindern. All diese kleinen Aufmerksamkeiten machen in ihrer Summe den Unterschied aus.
In der Not empfangen, in der Ruhe handeln
Am nächsten Tag ändert sich die Situation. Ramzi wechselt unermüdlich zwischen verschiedenen Aufgaben hin und her. Er fährt zum Flughafen, um einen jungen Patienten abzuholen, der oft erschöpft von der Reise, vor allem aber von seiner Krankheit ist. „Die Ankunft eines Kindes ist immer ein sensibler Moment. Bevor es für eine erste Gesundheitsuntersuchung ins HUG gebracht wird, muss sein Zustand vor Ort in der Krankenstation beurteilt werden: Sättigung, Herzfrequenz, wichtige physiologische Parameter. Bei mehreren kleinen Passagieren sind die Vitalwerte sehr besorgniserregend. Mit einem Sauerstoffgehalt von nur noch 40 oder 50 % können einige von ihnen jederzeit einen Zusammenbruch erleiden. In diesen Momenten zählt jede Sekunde. Die Aufnahme muss reibungslos und der Übergang gut organisiert sein. Man muss schnell und präzise handeln, aber niemals in Panik geraten.“
Wohlwollende Aufmerksamkeit in jeder Phase
Zwischen zwei Ankunftszeiten jongliert Ramzi mit den Verwaltungsaufgaben: Er erstellt Akten, erfasst die medizinischen und sozialen Daten des Kindes und verfasst Nachrichten an die Partner, die den Kontakt zu den besorgten Eltern im Heimatland halten. Auch hier werden die Worte abgewogen und die Bilder sorgfältig ausgewählt. „Man muss die Realität schildern, ohne sie zu beschönigen oder zu übertreiben. Wir vermeiden es, ein Kind zu zeigen, das an komplexe medizinische Geräte angeschlossen ist oder gerade operiert wurde. Wir wollen ehrlich informieren, mitteilen, was es durchmacht, ohne Besorgnis zu schüren.“
Vor allem nimmt er sich Zeit, die jungen Bewohner zu besuchen, ihnen zu erklären, was sie erwartet, sie zu den Arztterminen zu begleiten und Ausflüge zu organisieren. In diesen scheinbar einfachen Momenten des Austauschs liegt eine grosse Kraft. Die Kraft, einen Kokon zu schaffen, wo alles durch die Notwendigkeit zu überleben auf den Kopf gestellt wurde. Und in jedem beruhigten Blick, in jedem wiedergefundenen Lächeln liegt ein stiller Sieg. „Ihnen klar zu machen, dass sie nicht allein sind, dass sie Freunde finden werden, dass sie die Schule von La Maison besuchen werden … das verändert alles.“
Die Kunst, das Unsichtbare zu entschlüsseln
Diese Aufgaben sind zwar unauffällig, aber für die Kinder unverzichtbar. Diese beruhigenden Worte, diese alltäglichen Gesten verwandeln eine unbekannte Situation in eine sanftere und menschlichere Erfahrung.
Seine Vergangenheit als Erzieher hilft Ramzi dabei, die Reaktionen der Kinder zu entschlüsseln. Da er es gewohnt ist, mit jungen Menschen aus allen möglichen Verhältnissen umzugehen, findet er die richtigen Worte, um Ängste zu beruhigen und Zweifel auszuräumen. Er nimmt Stille wahr, entschlüsselt Gesten der Besorgnis und reagiert darauf mit Fingerspitzengefühl. „Wir werden oft für die Qualität unserer Betreuung gelobt. Heute sind die Kinder besser vorbereitet. Sie wissen, warum sie kommen und was sie erwartet.“ Ramzi ist sich bewusst, dass diese Gelassenheit das Ergebnis der geduldigen und aufmerksamen Arbeit des gesamten Teams von La Maison ist.
Unvorhergesehene Ereignisse mit Gelassenheit bewältigen
Trotz aller Vorbereitungen kann es zu Unvorhergesehenem kommen: ein verspäteter Flug, ein ehrenamtlicher Begleiter, der im Stau steckt, eine einem Kind schlecht erklärte Ausreise aus dem Herkunftsland. Diese unerwarteten Ereignisse, die manchmal harmlos erscheinen, können das emotionale Gleichgewicht des Kindes erschüttern. „Manchmal verspricht ein Elternteil, ‘in zwei Stunden’ zurückzukommen … und das kranke Kind versteht, dass dies nicht der Fall sein wird. Dann macht sich Leere breit. Es verliert seine Orientierung und seine Welt gerät ins Wanken.“
Ramzi kennt diese Momente des Bruchs. „Wenn Unsicherheit überhandnimmt, wird die Anwesenheit des Teams entscheidend. In solchen Momenten werden wir zu diesem Zufluchtsort, diesem Fundament, an dem sich das Kind festhalten kann, um wieder Sicherheit zu finden.“
Eine Arbeit im Hintergrund, die jedoch unerlässlich ist
Ramzi ist nicht allein. Er wird von Zihret Hasanovic, dem Leiter des Bereichs, sowie von Heang Cavadini und Diogo Pereira unterstützt. Zusammen bilden sie das Koordinationsteam von La Maison. Vier Blickwinkel, vier Sensibilitäten, aber dieselbe Aufmerksamkeit für das Kind. Sie kümmern sich mit grosser Menschlichkeit, konsequenter Sorgfalt und wertvoller Fürsorge um diese kleinen Leben. Dank ihrer Anwesenheit und ihres Engagements werden Konsultationen, Operationen und Krankenhausaufenthalte zu beruhigenden Etappen, die von Vertrauen und Kontinuität in der Behandlung geprägt sind.
Eine grosse Kette der Solidarität angesichts der Herausforderung
Ramzi betont die kollektive Kraft, die dieses Projekt trägt. „Vom Arzt bis zum Freiwilligen, von der Patin bis zum Koch und all denen, die bescheiden hinter den Kulissen arbeiten: Jeder leistet seinen Beitrag.“ Dieses diskrete, oft unsichtbare, aber unverzichtbare Zusammenspiel bildet eine menschliche Kette, die die kleinen Patienten auf ihrem Weg zur Genesung begleitet.
Er erzählt mit tiefer Bewegung von der erschütternden Geschichte von Joseph, einem kleinen Kameruner, der zwei Wochen lang an einem Beatmungsgerät hing, das vorübergehend die Funktionen seines Herzens und seiner Lunge übernahm. Mit offenem Brustkorb und künstlicher Beatmung durchlebte er eine Zeit extremer Verletzlichkeit. Diese Erinnerung, die sich tief in Ramzis Gedächtnis eingegraben hat, zeugt von der extremen Fragilität mancher Lebenswege. „In solchen Momenten fühlt man sich schrecklich hilflos. Man muss einfach warten, da sein und still begleiten.“
Ein diskretes Engagement im Dienste der Schwächsten
Woche für Woche wird Ramzi bewusst, wie bereichernd sein Beruf ist. „Diese Aufgabe hat mich Demut gelehrt. Ich bin stolz darauf, zu einem konkreten humanitären Projekt beizutragen und mich nützlich zu fühlen. Manchmal sage ich mir am Ende des Tages: Es ist unglaublich, was wir gemeinsam leisten.“
Und wenn er sich etwas wünschen dürfte? „Dass mehr Kinder in ihrem eigenen Land behandelt werden können.“
Bis dahin bleiben Ramzi, Zihret, Heang und Diogo wichtige Bezugspersonen für diese jungen Menschen. Sie sind eine stabile und beruhigende Präsenz, die die Kinder Tag für Tag begleitet, ihnen Sicherheit gibt und ihnen Halt bietet, damit sie in Würde und umgeben von Liebe genesen können.

„Für die Kinder ist das Koordinationsteam ein wichtiger Bezugspunkt. Seine Rolle geht weit über die Logistik hinaus: Es ist eine stabile Präsenz in einem oft erschütternden Lebensabschnitt.“
Julie Wacker, stellvertretende Fachärztin für Kinderkardiologie am HUG

Verbundene Herzen: menschliches Engagement im Dienste der Heilung von Kindern
Interview mit Dr. Julie Wacker, Assistenzärztin für Kinderkardiologie am HUG
Engagiert, gewissenhaft und den Kindern, die sie behandelt, zutiefst verbunden, arbeitet Dr. Julie Wacker eng mit dem Koordinationsteam von La Maison zusammen. In diesem Interview erzählt sie von ihrem Werdegang, ihrer Leidenschaft für ihren Beruf und betont die entscheidende Bedeutung einer menschlichen, reaktionsschnellen und wohlwollenden Koordination.
Wie sieht Ihr Lebenslauf aus und was hat Sie zur Kinderkardiologie geführt?
Ich habe den grössten Teil meiner medizinischen und pädiatrischen Ausbildung in Genf absolviert, bevor ich meine Spezialisierung in Kinderkardiologie in Australien abgeschlossen habe. Ausserdem habe ich an mehreren humanitären Einsätzen in Mittelamerika teilgenommen. Diese Erfahrungen haben mich tief geprägt und mein Engagement für Kinder aus benachteiligten Verhältnissen gestärkt. Was die Kardiologie angeht, so habe ich mich während meines Studiums sofort in dieses Fachgebiet verliebt. Es ist ein anspruchsvolles, spannendes und zutiefst menschliches Fachgebiet. Als ich einmal damit angefangen hatte, wollte ich nichts anderes mehr machen.
Was motiviert Sie besonders an Ihrer Arbeit mit Kindern?
Ganz klar die Beziehung zu den Kindern. Sie sind ganzheitlich und aufrichtig. Wenn es ihnen gut geht, strahlen sie, und wenn es ihnen nicht gut geht, ist das offensichtlich. Man muss sich an jedes Kind individuell anpassen, je nach seiner Persönlichkeit, seinem Alter und seiner Geschichte. Diese menschliche Vielfalt berührt mich sehr.
Die Vielfalt der Situationen in der Kinderkardiologie ist ebenfalls spannend. Wir betreuen sowohl Säuglinge mit einem Gewicht von 800 Gramm als auch 18-jährige Jugendliche. Es ist ein Fachgebiet, in dem man ständig dazulernt. Ausserdem schätze ich das Krankenhausumfeld, die Teamarbeit, die Genauigkeit und die ständige intellektuelle Anregung.
Sie arbeiten regelmässig mit dem Koordinationsteam von La Maison zusammen. Welche Rolle spielt es im Behandlungsverlauf?
Für die Kinder ist das Koordinationsteam ein wichtiger Bezugspunkt. Seine Rolle geht weit über die Logistik hinaus: Es ist eine stabile Präsenz in einem oft erschütternden Lebensabschnitt. Es sorgt für wertvolle Kontinuität, von der Ankunft am Flughafen bis zur Nachsorge nach der Operation. Es ist das Bindeglied zwischen den zahlreichen beteiligten Partnern. Seine oft unauffällige Arbeit ermöglicht eine reibungslose, sichere und beruhigende Betreuung.
Inwiefern erleichtert die Koordination zwischen dem HUG, La Maison und den anderen Partnern Ihre Arbeit?
Es ist ihre Reaktionsfähigkeit, die den Unterschied ausmacht. In unserem Alltag ändern sich die Dinge schnell: eine verschobene Operation, ein Notfall, eine neu zu organisierende Verlegung. Das Koordinationsteam passt sich sofort an, in Zusammenarbeit mit unserem Sekretariat. Diese Flexibilität vermeidet unnötige Hin- und Herfahrten und ermöglicht eine optimale Betreuung. Ihre Effizienz ist wirklich bemerkenswert.
Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Elemente, die gut koordiniert werden müssen, um eine qualitativ hochwertige Betreuung zu gewährleisten?
Die medizinische Sicherheit hat oberste Priorität. Wir müssen uns darauf verlassen können, dass das Team von La Maison uns bei den geringsten Bedenken alarmiert. Schmerzen, ungewöhnliche Symptome, Müdigkeit… Ihre Wachsamkeit und Reaktionsfähigkeit sind entscheidend, insbesondere nach einer Operation am offenen Herzen. Zu wissen, dass sie da sind und in direktem Kontakt mit uns stehen, ist äusserst beruhigend.
Was bedeutet für Sie auf menschlicher Ebene diese Verbindung zwischen dem HUG und La Maison?
Es ist eine Partnerschaft, die auf Vertrauen, Zuhören und Wohlwollen basiert. Das Koordinationsteam kommt nicht aus dem medizinischen Bereich, aber es zeigt eine bemerkenswerte Neugier, grosse Professionalität und vor allem tiefes Einfühlungsvermögen. Es versucht, die Herausforderungen zu verstehen, um die Kinder besser begleiten zu können. Es ist immer eine Freude, mit ihnen zusammenzuarbeiten.
Welche Botschaft möchten Sie den Menschen übermitteln, die oft ganz diskret in dieser Koordinationsstelle tätig sind?
Ein riesiges Dankeschön. Ihr Engagement geht weit über einfache organisatorische Aufgaben hinaus. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil des Pflegeprozesses, und ich bin ihnen zutiefst dankbar. Ihre Arbeit hinter den Kulissen ist von grundlegender Bedeutung, und ihre stets respektvolle, diskrete und menschliche Art ist eine grosse Stärke. Ich glaube, dass selbst innerhalb des Krankenhauses nur wenige Menschen das Ausmass der Arbeit dieses Teams wirklich einschätzen können. Sie sind präsent und aufmerksam, ohne sich jemals aufzudrängen. Das ist eine seltene Eigenschaft, insbesondere in einem so strukturierten Umfeld wie dem unseren. Ihre Feinfühligkeit, ihre Menschlichkeit und ihre Effizienz machen den Unterschied.